Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die industrielle Produktion liegt immer noch um fünf Prozent unter dem Niveau von 2019. Besonders betroffen ist die Chemiebranche, die unter den hohen Energiepreisen leidet. Aber auch das Baugewerbe hat mit hohen Kosten und Zinsen zu kämpfen, während unsichere Perspektiven die Planung erschweren.
Rückgang in Chemiebranche, Verluste in Metall- und Maschinenbauindustrie
Die Chemiebranche musste im zweiten Quartal 2023 einen erheblichen Rückgang von etwa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Auch die Automobil-, Metall- und Maschinenbauindustrie sind von Verlusten betroffen. Lediglich die Elektroindustrie kann positive Zahlen vermelden, da die hohe Nachfrage und die fortschreitende Digitalisierung zu einer Steigerung der Produktion um fast elf Prozent im Vergleich zu 2019 führen.
Steigende Erzeugerpreise und Umweltauflagen setzen Unternehmen unter Druck
Die gestiegenen Energiepreise aufgrund der Pandemie und des Krieges sowie der Mangel an Material sind einige der Herausforderungen, mit denen die Industrie derzeit konfrontiert ist. Allein in den letzten drei Jahren sind die Erzeugerpreise um 45 Prozent gestiegen, eine Entwicklung, die es zuletzt während der Ölpreiskrisen in den 70er- und 80er-Jahren gab. Neben diesen krisenbedingten Faktoren beeinträchtigen auch strukturelle Faktoren wie Umweltauflagen, Steuern, Abgaben und Bürokratiekosten die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und erschweren eine Erholung.
Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft sind dringend erforderlich, betont IW-Konjunkturexperte
Die aktuellen Zahlen zur deutschen Wirtschaftsentwicklung sind alarmierend und erfordern dringende Maßnahmen. IW-Konjunkturexperte Michael Grömling betont die Notwendigkeit, diese Zahlen ernst zu nehmen. Die Politik hat sich zu lange auf früheren Erfolgen ausgeruht und vernachlässigt, die Investitionsbedingungen zu verbessern. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die Kostenbelastung zu reduzieren. Die Bundesregierung sollte die Kabinettsklausur nutzen, um eine umfassende Wachstumsagenda zu entwickeln und umzusetzen.
Eine Investitionsoffensive in Bereiche wie Infrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie Innovation und Digitalisierung ist entscheidend, um die deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Die Politik sollte jetzt handeln und eine langfristige Strategie zur Stärkung der Industrie und des gesamten Wirtschaftssektors umsetzen. Nur durch gezielte Maßnahmen können die aktuelle Industrieflaute erfolgreich bekämpft werden und bessere Zeiten für die deutsche Wirtschaft herbeigeführt werden.